1. Pneumatische Betätigung von Prozessventilen
Prozessventile können grundsätzlich manuell, elektrisch, hydraulisch oder pneumatisch angetrieben werden. Bei automatisierten Prozessventilen werden häufig pneumatische Antriebe in Form von Linearantrieben (Pneumatikzylindern) oder Drehantrieben (Drehzylindern) eingesetzt.
Egal ob mit Linear- oder Drehantrieb, die pneumatische Steuerung von Prozessventilen erfreut sich großer Beliebtheit.
Die pneumatisch betriebenen Antriebe haben zahlreiche Vorteile gegenüber den Elektroantrieben wie:
Prozessventile haben einen sehr breiten Anwendungsbereich. Hierauf gehen wir nicht näher ein.
In diesem Kapitel beschreiben wir ausschließlich die pneumatisch betriebenen Drehantriebe und die dafür vorgesehenen Steuerventile (NAMUR-Ventile).
Eine pneumatisch angetriebene Armatur gliedern wir in drei Teile:
1. Prozessventil
Teil des Rohrleitungssystems. Beispielsweise Kugelhahn oder Klappenventil.
2. Pneumatischer Drehantrieb
Öffnet und schließt das Ventil.
3. Steuerventil (NAMUR-Ventil)
Wegeventil, steuert den Drehantrieb.
Weitere wichtige Elemente können sein:
2. Pneumatisch angetriebene Drehantriebe
Der Aufbau, die Ausführung und die Bemaßung der pneumatisch betriebenen Drehantriebe sind je nach Hersteller unterschiedlich.
Häufig arbeiten Drehantriebe nach dem so genannten Zahnstangen-Ritzel Prinzip. Dadurch wird die Linearbewegung der Kolben in eine Drehbewegung umgewandelt. Ein weiteres gängiges Antriebsprinzip ist der Kurbelgelenkantrieb auch Scotch-Yoke-Antrieb genannt. Dieser bietet einen besseren, nicht linearen Kraftverlauf, ist aber konstruktionsbedingt etwas teurer. Häufig werden Kurbelgelenkantriebe für tendenziell größere Antriebe zur Erzeugung größerer Drehmomente eingesetzt.
Der Zahnstangen-Ritzel Antrieb:
Die beiden Zahnstangen sind jeweils mit einem Kolben verbunden. Die Kolben werden mit Druckluft bewegt.
Die Zahnstangen wirken dabei auf ein Ritzel, welches über eine Welle das Prozessventil öffnet oder schließt.
Durch Bewegung der Zahnstangen dreht sich das Zahnrad / Ritzel.
Drehantriebe gibt es analog zum Linearzylinder auch in zwei Grundausführungen:
Bei den doppeltwirkenden Drehantrieben wird, abhängig davon in welcher Richtung die Welle gedreht werden soll, Druckluft an die innere oder äußere Fläche der Kolben geleitet. Die Steuerung kann dabei über ein 5/2- oder 5/3- Wegeventil erfolgen.
Bei einfachwirkenden Antrieben wird die Rückstellung in Grundposition über eine mechanische Feder gelöst.
Bei dieser Ausführung sind die mechanischen Federn in den beiden gegenüberliegenden Kammern, dem sogenannten „Federraum“, montiert.
Bei Entlüftung der Antriebsseite sorgen die Federn dafür, dass die Kolben in die Grundstellung fahren. Dadurch schließt auch die Antriebswelle.
Drehantriebe besitzen zwei wichtige Norm-Anschlussflächen:
VDI/VDE 3845 (NAMUR)
Die NAMUR-Norm bestimmt die Schnittstelle, auf der die Steuerventile direkt an den Drehantrieb montiert werden können.
ISO 5211 | DIN 3337
Diese Norm bestimmt die Schnittstelle zum Prozessventil.
3. NAMUR-Ventile
NAMUR-Ventile sind Steuerventile, die eine genormte (nach VDI/VDE 3845), sogenannte NAMUR-Schnittstelle, besitzen.
NAMUR-Ventile unterscheiden sich von den konventionellen Steuerventilen (Muffenventilen) dadurch, dass die Arbeitsanschlüsse an der Flachseite des Ventils angebracht sind. Dort befinden sich auch die Befestigungsbohrungen zur Montage am Antrieb.
Die nachfolgende Abbildung zeigt ein 5/2-Wege NAMUR-Magnetventil. Die normierten Anschlussmaße der 1/4“ NAMUR-Schnittstelle sind ebenfalls angegeben.
Typenbezeichnung: MNH 510 701
Neben der 1/4“ Schnittstelle gibt es auch noch eine 1/2“ Schnittstelle:
| T | D1 | D2 | M |
NAMUR G1/4" | G 1/8" / G 1/4" | 32 | 24 | M 5 |
NAMUR G1/2" | G 3/8" / G 1/2" | 45 | 40 | M 6 |
M-Bohrung: Zur Montage des Positionierstifts (Gewindestift) am Antrieb. Dieser passt in die Sacklochbohrung im Ventil und definiert somit die Wirkrichtung des Ventils.
R-Bohrung: Zur Befestigung des Ventils am Antrieb.
Auf dem linken Bild ist ein elektrisch gesteuertes 5/2-Wege NAMUR-Ventil abgebildet, Typ MNH 510 701. Dieses dient zur Steuerung eines doppeltwirkenden Drehantriebs.
Die Arbeitsanschlüsse 2 und 4 sind an der Flachseite des Ventils. Die Dichtung zwischen Steuerventil und Antrieb erfolgt über im Ventil eingelegte O-Ringe.
Anschluss 1 = Versorgungsluft sowie 3 und 5 = Abluftanschlüsse sind an der Stirnseite des Ventils. Diese Anschlüsse haben ein Gewinde.
Auf dem linken Bild ist ein elektrisch gesteuertes 3/2-Wege NAMUR-Ventil abgebildet, Typ MNH 310 701. Dieses dient zur Steuerung eines einfachwirkenden Drehantriebs.
Arbeitsanschluss 2 und ein Entlüftungsanschluss 3 sind an der Flachseite des Ventils.
Anschluss 1 = Versorgungsluft sowie 3 = Abluftanschluss sind an der Stirnseiten des Ventils. Diese Anschlüsse haben ein Gewinde.
Einfachwirkenden Drehantriebe haben zwei pneumatische Anschlüsse. Einfachwirkende Linearzylinder hingegen besitzen nur einen gewindeten Anschluss.
Bei Drehantrieben versorgt einer der beiden Anschlüsse die Antriebseite des Antriebs mit Druckluft. Der andere Anschluss führt zum Federraum. Dieser wird durch den Anschluss 3 des NAMUR-Ventils be- und entlüftet.
Zielsetzung ist die sogenannte Federraumbelüftung. Mit der Federraumbelüftung soll vermieden werden, dass bei der Betätigung des Zylinders Umgebungsatmosphäre in den Antrieb gesaugt wird. Dadurch wird der Antrieb vor Verschmutzung und Korrosion bewahrt. Für die Federraumbelüftung soll ausschließlich saubere Prozessluft verwendet werden.
Wenn die Betätigungsseite des Drehantriebs entlüftet wird (3/2-Wegeventil n.c. in Grundstellung), gelangt ein Teil der ausströmenden Prozessluft in den Federraum des Drehantriebs. Die überflüssige Luft wird durch den Entlüftungsanschluss des Ventils abgeblasen (im Symbol rot markiert).
4. JOYNER Ventile mit NAMUR-Schnittstelle
JOYNER pneumatic bietet ein außergewöhnlich breites Programm an Ventilen und Zubehör mit NAMUR-Schnittstelle an:
Zusätzlich zu den Standard Katalogkomponenten, bieten wir eine breite Auswahl an Geräten für individuelle Ansprüche:
Kennwerte des JOYNER Standard 5/2-Wege
NAMUR-Ventils Typ MNH 510 701:
MNH 511 701: kombinierte Federrückstellung, verfügt über eine Luft- und mechanische Feder.
Baugrößen von JOYNER NAMUR-Ventilen:
Normgerecht enthält der Katalog die Nenndurchflusswerte in l/min.
Nenndurchfluss: bei p1=6 bar Eingangsdruck, p=1 bar, Strömungswert der Druckluft (l/min).
Neben einem hohen Durchfluss von 1.250 l/min und einem sehr kompakten Design, bietet die JOYNER NAMUR-Serie 701 zahlreiche weitere Vorteile:
4. Auswahl an Zubehörprodukten
MNH 350 701: NAMUR-Flex Ventil
Das MNH 350 701 ist ein elektrisch gesteuertes monostabiles 5/2-Wegeventil mit Luftfeder. Es wird ohne Flex-Platte zur Steuerung von doppeltwirkenden Drehantrieben verwendet.
(Funktion ist gleich wie bei dem Ventil MNH 510 701.)
Durch Hinzufügen der Flex-Platte Typ FP 701 wir das Ventil ein 3/2-Wegeventil mit Federraumbelüftung und kann somit auf einfachwirkenden Drehantrieben verwendet werden.
Das MNH 351 701 verfügt über eine kombinierte Luft- /mechanische Federrückstellung
MNH 350 701 MNH 350 701 + Flex Platte
Funktionsweise 5/2-Wegeventil Funktionsweise 3/2-Wegeventil
DRN…: NAMUR-Drosselplatten
Die JOYNER Drosselplatten bieten eine sehr präzise Regelung der Öffnungs- und Schließgeschwindigkeit von Drehantrieben.
Die Regelung ist dabei mit 5- und 3-Wege Steuerventilen möglich.
Bei einfachwirkenden Drehantrieben ist die Drosselplatte zudem die einzige Lösung, um die Öffnungs- und Schließgeschwindigkeit unabhängig voneinander zu regeln.
Die Drosselplatten gibt es generell mit 2 Einstellmöglichkeiten.
Die Drosselplatten sind mit der 1/4“ sowie der 1/2“ NAMUR-Schnittstelle verfügbar.
Montage zwischen NAMUR-Steuerventil und Antrieb oder mit GPN-1/4 Gewindeplatte für Direktverschlauchung.
UB 701: NAMUR-Umluftblock
Der Umluftblock stellt die Federraumbelüftung bei einfachwirkenden Drehantrieben sicher, wenn diese über extern installierte 3/2-Wege Ventile gesteuert werden. Bspw. aus einem Schaltschrank.
Das eingebaute Rückschlagventil verhindert zuverlässig, dass keinerlei Umgebungsatmosphäre in den Drehantrieb gelangt.
Mit NAMUR-Schnittstelle zur Montage am Antrieb, G1/4“-Anschluss zur Versorgung mit Druckluft und 2 Stück G1/4“ Entlüftungsbohrungen.
Weitere Informationen zu den NAMUR-Ventilen und dem Zubehör finden Sie auch in unserem Katalog „NAMUR-Ventile“.